Presse: |
Ein kleines Potpourri an Gefühlen
23 Akteure traten in dem ausgezeichnet inszenierten und brillant gespielten „Sommernachtstraum“ auf, der am vergangenen Samstag auf der Bühne des „Radu Stanca“-Nationaltheaters in Hermannstadt Premiere hatte. Zu dem Erfolg der Shakespeare-Inszenierung durch die junge Regisseurin Luisa Brandsdörfer trug auch das passende Bühnenbild der ungarischen Szenographin Borbala Kiss bei, das die Bühne regelrecht verzauberte und zwischen Wirklichkeit und Traumwelt angesiedelt war. Laut Regisseurin Brandsdörfer gehe es in der Inszenierung darum, anhand von vier Paaren drei Phasen der Liebe zu veranschaulichen.
Jeweils in die Liebe des anderen verliebt sind Demetrius (Steve Walter) und Helena (Enikö Blenessy), Lysander (Ali Deac) und Hermia (Johanna Adam), die zum Spielball der Gefühle werden. Die Liebe, die in der Ehe Sicherheit sucht verkörpern Theseus (Liviu Vlad) und Hippolyta (Cristina Ragos). Die Endphase der Liebe, wenn man sich gegenseitig nur noch verdächtigt, ausspioniert und verspottet, wenn es nur noch darum geht, wer die Kontrolle über wen hat, symbolisieren Titania (Renate Müller-Nica) und Oberon (Georg Potzolli), die Königin und der König der Elfen. Oberons in der Inszenierung zuweilen zynischer Eingriff in die Welt der Sterblichen ist es, die den „Sommernachtstraum“ bestimmt.
Im Gespräch mit der Hermannstädter Zeitung sagte die Regisseurin, sie versuche „zumindest die drei Phasen der Liebe, die Shakespeare bezeichnet und beschreibt“ zu veranschaulichen. Für sie sei der „Sommernachtstraum“ „nicht nur eine Komödie, es ist eine Tragikkomödie für mich. Es geht sehr viel um gebrochene Herzen, sehr viel um Wünsche und Träume und auch um das Alleinsein und Alleinbleiben und auch um das Lieben um der Liebe willen, nach dem Motto ‘Ich liebe jemanden, weil er mich liebt’. Es ist ein kleines Potpourri an Gefühlen, die ewig währen, die zu Shakespeares Zeiten wichtig waren und auch heute wichtig sind und uns beschäftigen“.
Die 1976 in Ploiesti geborene Regisseurin hat sich übrigens mit dieser ersten Inszenierung des „Sommernachtstraums“ einen Traum erfüllt, den sie schon seit zehn Jahren mit sich trägt. 1998 hatte sie für ihre Zulassung zum Regiestudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main (wo sie 1996 ihr Schauspielstudium begonnen und 2000 abgeschlossen hat) ein Regiekonzept vorlegen müssen. Zur Wahl standen damals ein Stück von Bertolt Brecht und Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Sie entschied sich für Shakespeare, weil sie dessen Ambivalenz und auch die Gegenüberstellung von Derbheit und Hochsprache „Liebe“. Außerdem habe es sie sehr gereizt, diesen „Sommernachtstraum“, den sie vor zehn Jahren als „viel zu süßlich“ empfand, auf die Bühne zu bringen. „Ich habe ihn düsterer gemacht, aber ich habe ihn auch düsterer gelesen. Düster im Sinne von abgeklärt“, fügt sie hinzu. Allerdings war die Inszenierung in Hermannstadt nicht ihre erste Inszenierung eines Stücks von Shakespeare. 2005 inszenierte sie z. B. am Fränkisch-Schwäbischen Städtetheater in Dinkelsbühl „Der Widerspenstigen Zähmung“
Die Ambivalenz Shakespearescher Schreibweise wird in der Inszenierung auch auf der sprachlichen Ebene mit viel Fingerspitzengefühl und Witz herausgearbeitet. Am Hof in Athen wird Rumänisch gesprochen, im Wald durchwegs Deutsch. Dazu die Regisseurin: „Ich bin in einem Land, in dem das Rumänische das Offizielle und das Deutsche das Inofizielle ist. So habe ich es auch in meinem Elternhaus erfahren und so ist der Sommernachtstraum in Hermannstadt für mich.“ Durch den Sprachwechsel beim Ortswechsel kommt die Inszenierung auch dem Zuschauer entgegen, der im Zuge des Geschehens, das sich auf der Bühne zuweilen in rasantem Tempo abspielt, nicht mehr weiß, was Wirklichkeit und was Traum ist.
Was der Regisseurin am meisten Spaß gemacht hat, war die „unkoventionelle, chaotische aber dadurch auch offenere“ Arbeit mit den Schauspielern unterschiedlicher Länder: Auf der Bühne standen ein Schauspieler aus Österreich (Wolfgang Kandler), einer aus Deutschland (Steve Walter), ein Japaner (Tomohiko Kogi), dazu aus Rumänien Rumänen, Deutsche und Ungarn.
Luisa Brandsdörfer ist übrigens in Rumänien keine Unbekannte. 2003 inszenierte sie am Deutschen Staatstheater in Temeswar „Geschichten aus dem Wiener Wald“ nach Ödön von Horvath. Die Premiere fand am 28. Februar 2003 statt. Nach Hermannstadt kam sie zunächst Anfang 2007 im Auftrag des Festivals „Heidelberger Stückemarkt“ auf der Suche nach Stücken rumänischer Gegenwartsautoren. Erste Kontakte zum Intendanten des Hermannstädter „Radu Stanca“-Nationaltheaters, Constantin Chiriac, hatte sie 2006 geknüpft. Damals war Rumänien Gastland des Heidelberger Stückemarkts und die Inszenierung von Radu-Alexandru Nica des Stücks „Vremea dragostei, vremea mortii“ (Zeit zu lieben, Zeit zu sterben) von Fritz Kater war dazu eingeladen worden.
16/01/2009 Herrmannstädter Zeitung, Beatrice Ungar
Descoperirea sexualităţii
[…] Ultimul spectacol al microstagiunii, „Visul unei nopţi de vară” după Shakespeare, montat cu originalitate şi umor de Luisa Brandsdörfer la Secţia Germană a teatrului, a încercat să aducă o notă mai senină şi mai comică, după celelalte două montări, sumbre şi tensionate. Tot despre o criză este vorba şi aici, criza primei iubiri, a „deşteptării” sexualităţii – cuplurile formate de Hermia, Lysander, Demetrius şi Helena îşi schimbă pe rând componenţa, cei patru tineri fugărindu-se „all night long” prin desişul pădurii –, dar ea este „descurcată” cu ajutorul neprecupeţit al zânelor şi spiriduşilor, prin acţiunile „drăcosului” spiriduş Puck.
În deschidere, pe un ecran de televizor, o emisiune de tipul „VIP-uri în criză” ni-l arată pe regele Theseu – pe cale de a face nunta cu amazoana Hippolyta – surprins, în compania unor „paraşute”, în cluburile de noapte din Atena. În grupul meşteşugarilor-actori amatori, face toţi banii interpretul Leului (un rol aproape non-verbal), japonezul Tomohiko Kogi (rămas din 2007 în Sibiu).
09/03/3009 Observatorul Cultural, Doinel Tronaru
Übersetzung:
Die Entdeckung der Sexualität
[...] Die letzte Vorstellung der Mikro-Spielzeit war „Sommernachtstraum” von W. Shakespeare . Sie wurde mit Originalität und Humor von Luisa Brandsdörfer von der Deutschen Abteilung des Theaters inszeniert. Die Inszenierung versuchte, nach den beiden finsteren und spannenden Vorstellungen, einen helleren und komischeren Akzent zu setzen.
Es handelt sich auch hier um eine Krise, die Krise der ersten Liebe, des „Erwachens” der Sexualität – die Paare gebildet von Hermia, Lysander, Demetrius und Helena, wechseln der Reihe nach die Zusammensetzung, die vier Jugendlichen verfolgen sich „all night long” durch das Gewirr des Waldes – aber diese wird „ entwirrt” mit der unermüdlichen Hilfe der Elfen und Kobolde, durch die Handlungen des teuflischen Puck.
In der Ouvertüre, auf einem Fernsehbildschirm, eine Sendung vom Typus „VIP`s in der Krise”, wird uns König Theseus gezeigt – auf dem Wege die Hochzeit mit der Amazonin Hippolyta zu feiern – überrascht in der Begleitung einiger „leichten Damen”, in den Nachtclubs von Athen. In der Gruppe der handwerklichen Laiendarstellern ist der Darsteller des Löwen (eine fast non-verbale Rolle), der Japaner Tomohiko Kogi (seit 2007 in Sibiu geblieben), all sein Geld wert.
09/03/3009 Observatorul Cultural, Doinel Tronaru |